
‘Io non ho mani che mi accarezzino il volto’ (There are no hands to caress my face), Pretini
David Maria Turoldos Gedicht über die Einsamkeit betitelt Mario Giacomellis Serie über das Leben junger Priesteranwärter in Marche. Wie bei all seinen Serien nahm sich der Fotograf Zeit eine Beziehung zu den Menschen und deren Umgebung aufzubauen. Er besuchte das Priesterseminar über ein Jahr lang und schuf in dieser Zeit die wohl bekanntesten Aufnahmen seines Oeuvres. ‘Io non ho mani che mi accarezzino il volto’ (There are no hands to caress my face) ist eine Anspielung auf das disziplinierte Leben der Seminaristen in Stille und Abgeschiedenheit und ein beabsichtigter Kontrast zum Frohsinn und zur Lebensfreude des dargestellten Reigens. Die jungen Geistlichen, die sich tanzend ganz dem Augenblick voller Leichtigkeit und Sorglosigkeit hingeben, scheinen über dem Boden zu schweben.
Die außergewöhnliche Bildsprache wird bestimmt durch den schneebedeckten Untergrund einer nahezu weißen Fläche ohne Zeichnung, auf dem sich die Priester mit ihren schwarzen Soutanen wie choreographiert bewegen.
PROVINIENZ Privatsammlung, Italien
LITERATUR Enzo Carli (ed.), Giacomelli: La forma dentro, Milano 1995, S. 113; Alistair Crawford (ed.), Mario Giacomelli, New York 2001, S. 225.
