
‘Bikini Moscow’
Nach New York (1956) und Rom (1959) ist Moskau die dritte Stadt, der der kürzlich verstorbene Fotograf, Filmemacher, Maler und Universalgenie William Klein ein Stadtporträt widmete. Jede seiner Reisen führte zu gefeierten Fotobüchern. Die meisten der Moskauer Fotografien entstanden 1959, zum Höhepunkt des Kalten Krieges. Bereits in den 1950er Jahren entwickelte William Klein seine radikale Bildsprache, die mit der konventionellen, eher diskreten Straßenfotografie brach, und beeinflusste damit nachfolgende Generationen von Fotografen. Klein treibt den Momentcharakter auf die Spitze und seine direkte Art zu fotografieren ist so beispielhaft für seinen Stil geworden. Während seines Aufenthalts in Moskau scheint Klein immer öfter einzelne Personen in seinen Kompositionen hervorzuheben. Zum Beispiel eine junge Frau im Bikini in einem Park, die überglücklich scheint, fotografiert zu werden, während ein Mann im weißen Anzug im Hintergrund das Spektakel beobachtet. Das Foto zeigt seine radikale Spontaneität und seine Vorliebe für kühn gewählte Bildausschnitte und das Element der Interaktion mit den Abgebildeten. Das Weitwinkelobjektiv ermöglichte es dem Fotografen, die Beobachter am Bildrand zu ahnungslosen Protagonisten zu machen. Wiliam Klein lehnte die von Cartier-Bresson propagierte Distanz und Objektivität in der Fotografie kategorisch ab. Es entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie, dass Kleins erste Leica ursprünglich Cartier-Bresson selbst gehörte. Kleins Fotografien sind schonungslos und direkt - "in-your-face".
LITERATUR William Klein, Retrospective cat. Centre Pompidou, Paris 2005, S. 110; William Klein, Photo poche, Paris 1985, pl. 32; William Klein: ABC, London 2012 S. 40-41
