
'Joana and Aurèle Making Out in my Apartment', NYC
Nan Goldin arbeitet stets nach der Maxime sich mit ihrer Kamera nur denen zu nähren, die ihr nahe sind. Sie ist eine leidenschaftliche Chronistin von zwischenmenschlichen Beziehungen und der Liebe mit all ihren erbarmungslosen Facetten.
Die Fotografie erschließt sich ihr als visuelles Tagebuch, das sie gekonnt und ungeschönt erweitert. Ihre Aufnahmen gipfeln immer wieder in ihrer als Diashow angelegten Ballade der Sexuellen Abhängigkeit, deren Bilderfolge sie ständig neu arrangiert. Goldins schonungsloser Blick gilt den Abgründen und Verwirrungen ihres Lebens und dem Leben ihrer Freunde. Sie begleitet ihre Freunde oft über Jahre und Jahrzehnte, teilweise bis zum Sterbebett. Ein voyeuristischer räuberischer Blick ist ihr fremd, denn sie muss sich die fremden Intimbereiche nicht erobern, sie ist bereits Teil davon. "Meine Fotos entstehen aus Beziehungen, nicht aus Beobachtungen", hat sie einmal gesagt. Die Liebe als abstrakte Idee interessiert Goldin nicht, die Liebe als Tätigkeit dagegen sehr. Der vorliegende großformatige Abzug stammt aus der Sammlung von Walter Keller, bei dessen Scalo Verlag sie einige Buchprojekte realisierte.
LITERATUR Nan Goldin, Luzifers Garten, Berlin 2003, S. 167. (hier betitlet in 'Zungenkuss Joana und Aurèle, Joana und Aurèle beim Petting in meinem Apartment, New York City 1999