NAN GOLDIN (* 1953) - Joey at the Love Ball, NYC 1991

Cibachrome, geprintet 1990er, gerahmt

40 x 60 cm

Rückseitig von der Fotografin mit Tinte signiert, beschriftet, gewidmet und datiert 

PROVENIENZ Privatsammlung Zürich, ehemals Sammlung Walter Keller

LITERATUR Nan Goldin, The Other Side, Scalo 1992, S. 126-127.

„Dies ist ein Buch über Schönheit. Und über die Liebe zu meinen FreundInnen“ schrieb Nan Goldin im Vorwort ihres 1993 erschiene- nen Fotobuchs The Other Side, in dem auch Joey at the Love Ball abgebildet ist. Die ersten Fotografien darin entstanden in den 1970er Jahren, als Goldin in Boston mit einer Gruppe von Drag Queens lebte. In den frühen Achtzi- gerjahren hielt sie das Leben ihrer Transgen- der-Freunde in New York fest, als AIDS ihre Gemeinschaft zu erschüttern begann. Mehr als drei Jahrzehnte lang schuf Goldin zärtli- che und aufrichtige Porträts von einigen ihrer liebsten Freunde. Joey Goebel begegnet uns in vielen dieser Aufnahmen: ungeschminkt am Sofa sitzend, beim Ausblasen der Kerzen ihrer Geburtstagstorte oder kaum erkennbar mit blauer Perücke. Goldin nennt sie in Inter- views und Texten „Göttin und Überlebende“, „Lieblingsschönheit“, „Queen von Europa, Nord- und Südamerika, Kleinasien und der East 14th Street.“ Am öftesten fällt jedoch das Wort „Freundin“, denn schließlich nähert sich Goldin mit ihrer Kamera nur Menschen, die ihr nahestehen. Am Love Ball in New York flirrt uns Joey atemberaubend schön ent- gegen, als würde sie uns Betrachtern die uto- pische Verheißung einer Welt verkünden, in der das Geschlecht kein Gefängnis mehr ist. Der signierte Cibachrome-Abzug kommt aus dem Nachlass von Verleger Walter Keller, mit dem Goldin seit den 1990er-Jahren mehrere Projekte umsetzte.